Versicherungen (gähn)

2. Achtelfinale der WM. Uruguay spielt gegen Portugal. Mein Tipp scheint nicht aufzugehen. Ich denke mal, den 5 Euro, die ich der Tippgemeinschaft gespendet habe, kann ich lebewohl sagen.

Ich war heute nach viel zu langer Zeit mal wieder bei Joanna. Ich liebe diese Frau einfach. Ich habe das Glück einige Freunde zu haben, die ich vielleicht nicht jede Woche sehe, aber wenn, dann ist das ein Zusammenkommen voller Tiefe, Zuneigung und Vertrauen. So war es auch heute. Ich bin mit einem verspäteten Geburtstagsgeschenk bei ihr angekommen, aber mit noch viel mehr Geschenken bin ich nach Hause gefahren: gerade habe mir meine ersten Piroggen ever gemacht. Äußerst schmackhaft. Ihr neuer Nachbar ist Produktionsleiter bei Müller Milch und bringt regelmäßig Unmengen an Produkten mit nach Hause, die aufgrund des nahenden Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr in den Handel geliefert werden können. Davon hat sie nun einen ganzen Kühlschrank voll. Und ich habe auch noch gleich ein paar Drinks und Joghurt abgestaubt. Das Wochenende ist kulinarisch also gesichert.

Irgendwann kam unser Gespräch dann auf unsere Eltern, Großeltern und das Buch, das ich gerade lese. Sie hat mir von einer Versicherung der Mecklenburgischen erzählt, die wohl einen Pflegeplatz garantiert, wenn es so weit ist. Ich bin ja überhaupt nicht der Versicherungstyp, aber einige sind doch sinnvoll. Bisher habe ich aber noch keine adäquate Pflegeversicherung gefunden. Ich will nicht, dass ich Geld gestaffelt nach Pflegegrad ausgezahlt bekomme. Das ist nepp, da die Bedürftigkeitsansprüche nach Bedarf hoch geschraubt werden. Aber eine Versicherung, die mir im Fall des Falles einen Heimplatz garantiert und bezahlt, das hört sich interessant an. Ich muss mich da natürlich noch einmal genau einlesen.

Das Buch hat mich zum Nachdenken angeregt. Bisher war ich immer der Überzeugung, dass ein Altenheim das schlimmste ist, was einem passieren kann. Letzte Endstation vor dem Tod. Hendrik Groen hat da allerdings eine andere Sichtweise der Dinge. Er schätzt vor allem die Gemeinschaft in einem Heim. Klar gäbe es immer Menschen, mit denen man nicht zurecht kommt und viel Alltägliches wird einem abgenommen oder fremdbestimmt. Aber muss eine solche Fremdbestimmung schlecht sein? Vielleicht ist es auch eine Erleichterung. Meine Ma zum Bespiel will schon seit ewig ihre Fenster putzen, oder viel mehr geputzt haben. Selbst kann sie es nicht mehr, oder könnte schon, aber es wäre eben sehr beschwerlich. Ich war auf diesem Ohr bislang taub. Ich putze ja nicht mal meine eigenen Fenster. Allerdings würde sie im Zweifelsfall sich selbst – buchstäblich – aus dem Fenster lehnen. Und das kann dann wirklich zu einem Unglück führen. Also vielleicht springe ich doch über meinen Schatten und biete ihr nicht nur meine Hilfe an (die sie immer ablehnt), sondern mach‘ einfach.

Einen zweiten Vorteil, den Hendrik Groen nennt, ist die Vereinsamung. Oder besser: das Ausbleiben dieser. Die möglichst lange Selbstständigkeit von Senioren wird immer als das Non-Plus-Ultra angepriesen, aber viele Senioren sind einsam. Alte Freunde sterben weg und es ist aufwendig neue Menschen kennenzulernen und Freundschaften zu pflegen. Auch das sehe ich an meiner Mutter. Ihr ist schon manchmal langweilig und sie wünscht sich mehr Kontakte. Andererseits ist es ihr auch viel zu aufwendig mal irgendwo hinzugehen: Turnkurse oder VHS Kurse. Und falls sie doch per Zufall neue Leute kennenlernt, die aktiv den privaten Kontakt zu ihr suchen, dann wird ihr das schnell zu viel.

Vielleicht sollte man aufhören Heime als Endstation zu betrachten, sondern eher als neue Form einer WG.