Auf ein Neues – Die Gralsbotschaft

Donnerstag, 27.06.2018

Von einem Buch zum Tagebuchschreiben inspiriert. Nicht, dass es das erste Mal wäre, dass ich Tagebuchschreiben ausprobiere, aber diesmal bin ich (wieder mal) ganz guter Dinge.

Inspirationsquelle: Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen.

Ein interessantes Buch, das mit einem sehr leichten Schreibstil daher kommt, aber Themen behandelt, die alles andere als leicht sind. Ich frage mich, ob der Autor noch lebt?

Gerade hat wieder einmal meine Ma angerufen. Gestern auch schon, warum, weiß ich gar nicht mehr so genau. Auf jeden Fall hatte ich sie heute am Telefon, weil ich mich gestern „so schlecht“ angehört habe. Seitdem ich meinen Zusammenbruch (das klingt irgendwie übertrieben, aber mir mag jetzt kein anderes Wort einfallen) in 2015 hatte, ist sie dermaßen in Alarmbereitschaft, dass ich nur mal Kopfschmerzen haben muss. Wie zum Beispiel gestern und heute. Jahrelang hat sie von meiner schlechten psychischen Verfassung nichts gemerkt, was ich ihr auch nicht zum Vorwurf mache, da ich nicht wollte, das irgendjemand etwas merkt. Und jetzt ist sie hypersensibel. Anstrengend ist das. Vor allem, weil ich sie nicht überzeugen kann, dass wirklich alles in Ordnung ist. „Wenn etwas wäre, dann würdest Du es mir auch nicht erzählen“, kommt dann immer. Früher hat das sicherlich gestimmt. Und ich weiß auch, dass es sie tief getroffen hat, dass ich damals offenbar nicht genug Vertrauen in sie gesetzt habe. Nun muss ich das eben mit ganz viel Geduld ausbaden.

Gestern ging es mir in der Tat nicht sehr gut. Aber das ist wohl eher auf schlichte körperliche Überanstrengung zurückzuführen. Leider bin ich überhaupt nicht fit, wie ein Turnschuh. Ich hatte beschlossen meinen Urlaubstag nicht wie sonst üblich mit der Nase in Büchern zu verbringen, sondern mal etwas anderes zu machen. Also bin ich nach Hamburg gefahren. Ursprünglich wollte ich die Kunsthalle besuchen, aber da das Wetter so toll werden sollte, bin ich stattdessen einmal um die Außenalster marschiert. Das ist ja auch eine der beliebtesten Lauf-Strecken Hamburgs. Wahnsinn! Ich habe es mit Mühe und Not geschafft eine Runde zu gehen (7,4 Km) und viele laufen die Strecke, manche sogar zweimal. Es ist natürlich toll durch den Alsterpark zu gehen und die tollen Villen einerseits und das schöne Grün andererseits zu bewundern. Ich musste allerdings feststellen, dass ich meiner Yuppie-Phase entwachsen bin. Diese, wie mir scheint sehr oberflächliche, Welt hat gar keinen Reiz mehr für mich. Umso schlimmer, wenn ich Geschichten über meinen Neffen höre, aber dazu gleich mehr. Während meines Spaziergangs bin ich dann an einem Haus vorbei gekommen, dass der Stiftung der Gralsbotschaft gehört. Gleich mal gegooglet und ein ebook runter geladen.

Ich bin ja nach wie vor immer mal mehr, mal weniger intensiv auf spiritueller Suche. Ich merke, dass da eine Leere ist, die gefüllt werden will. Ich habe nur keine Ahnung, womit. Die klassische Kirche hat mir keine Erfüllung gebracht. Andere monotheistische Religionen sind nichts für mich, da mein Glaube einfach christlich verwurzelt ist. Der Buddhismus ist mir zu negativ (wobei das Christentum nun auch nicht für seine Partystimmung bekannt ist). Faszinierend finde ich die Mysterien. Bei der Theosophischen Gesellschaft habe ich mir auch schon mal Infomaterial bestellt. Warum ist das fast ungelesen wieder zur Seite gelegt habe, weiß ich nicht mehr genau. Ich glaube, da habe ich auch nicht viele Punkte gefunden, mit denen ich mich nicht identifizieren konnte. Sogar bei Scientology bin ich zwischenzeitlich angekommen. Aber da steht nur noch mehr Unfug geschrieben. Und jetzt bin ich also bei der Gralsbewegung gelandet. Die Gralsbotschaft versteht sich explizit nicht als Religion, sondern als Suche nach der Wahrheit, die allen Konfessionen offensteht. Es geht, soweit ich das nach den ersten Seiten der Lektüre sagen kann, um die Erweckung des selbstständigen Denkens. Ich bin mal gespannt. Teilweise ist es anstrengend zu lesen, aber das haben philosophische Abhandlungen wohl alle gemeinsam. Wenn ich das Buch durch habe (dürfte zwar etwas dauern), dann möchte ich gerne an einer Veranstaltung teilnehmen. Ich brauche auch die spirituelle Gruppe. Das merke ich immer wieder.

Und jetzt noch einmal kurz zu Mario: Mama erzählte, dass Mario jetzt vor hat Chemikant zu werden. Generell richten sich seine Berufswünsche nach zwei Kriterien: möglichst wenig arbeiten und gleichzeitig möglichst viel verdienen. Wobei zweiteres der gewichtigere Punkt ist. Kann ich alles nachvollziehen, denn ich war damals genauso. Und wo hat es mich hingebracht? Ich überlege, ob ich mit Mario sprechen sollte. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass er hört, was ich sage, ist gering. Ich habe damals auch auf niemanden gehört. Es wäre nur wirklich schade und tragisch, wenn sich die Geschichte wiederholen müsste. Vielleicht sollte ich doch das Gespräch suchen.